Wie finde ich heraus, was ich wirklich will? (5 Tricks + Beispiele) ✔︎
„Was will ich wirklich? | „Was soll ich studieren?“ | „Welcher Job ist der richtige?“
Viele Leute fragen sich jahrelang, was sie studieren wollen, welchen Job sie anstreben oder was eigentlich zu ihnen passt. Bleib dran, ich habe neue, überraschende Antworten auf diese so wichtige Frage für dich:
Wie finde ich heraus was ich will? – Tipps & Tricks:
Dieser Artikel stammt aus dem brandneuen Buch „Dein Ziel ist im Weg“ von Motivationstrainer und Keynote-Speaker Dr. Martin Krengel:
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Vorgeschichte:
Der Traum von einem besseren Leben
Kamera an, Film ab 🎬:
Ein frisch verliebtes Pärchen läuft vor einem riesigen Weihnachtsbaum Schlittschuh. Die Kamera zoomt raus, und wir sehen die Eisbahn vor dem Rockefeller Center in New York. Kurz darauf: die atemberaubende Skyline von Manhattan.
Kommt dir diese Szene bekannt vor?
Hunderte Filme werden in New York gedreht. New York ist eine Stadt, die man kennt, ohne je dort gewesen zu sein. Jeder hat Bilder von der Freiheitsstatue, dem Central Park und dem Freedom Tower gesehen. Medien, Banken, Turbokapitalismus, Mode, Musik, Filmserien, Theater und Lifestyle. Die Columbia University zählt zu den besten des Landes.
New York ist ein „Einmal-hin-alles-drin“-Megapaket. Es steht für Erfolg, Ruhm, Aufstreben und „Sex and the City“.
Kein Wunder, dass viele davon träumen, hier Fuß zu fassen, zu studieren, sich zu verlieben oder zu arbeiten.
Was ist aber dran an dieser Fantasie, diesem Traum, einmal in New York zu leben?
Viele von uns haben so einen Traum. Sie wollen in eine andere Stadt. Aus Neugier, aus Lust oder um ein neues Leben anzufangen. Viele von uns haben zum Beispiel die Idee, in der Rente nach Spanien oder Portugal auszuwandern, schon allein, um dem langen Winter in Deutschland zu entfliehen.
Wir stellen uns unseren Traum in unserer Fantasie immer perfekt und makellos vor. Doch oft sind es nur Bilder. Wenn die Bilder sich in ein Video verwandeln, in dem wir selbst im Mittelpunkt stehen, kommt noch ein ganzer Gefühlsmix hinzu.
Nur können wir vorher unmöglich einschätzen, wie es uns wirklich gehen wird, wenn wir einen Traum ausleben. Deswegen wollte ich meinen Traum, in New York zu leben, nicht auf die lange Bank schieben. Ich wollte wissen, ob meine Fantasien stimmten. Deswegen stoppte ich am Ende meiner Weltreise im „Big Apple“ und wollte dort einen Monat „auf Probe leben“.
Für einen wirklich realistischen Test und damit ich New York nicht nur mit Touristenaugen sehen würde, suchte ich mir ein Projekt und absolvierte einen Stand-up-Comedy-Kurs. Meine damalige Freundin kam auch mit, sie wollte die Jobmöglichkeiten vor Ort erkunden.
Jieppeehhh!
Halt dich fest, NEW YORK – WIR KOMMEN! 🗽
Zu unserer Überraschung hat New York nicht zeitlebens auf uns gewartet. Die Stadt rollt keinen roten Teppich für uns aus. Im Gegenteil, wer braucht schon einen solchen Teppich, wenn es bereits ein Abenteuer ist, überhaupt ein Dach über dem Kopf zu finden. In der Hotelsuche „bis 100 Dollar pro Nacht“ taucht eine einzige klägliche Option auf. Es scheint ein „Minus-2-Sterne“-Hostel zu sein. Die Gästefotos sind gruselig und Bewertungen erinnern an eine Filmkritik eines Horrorstreifens:
Ich fühlte mich unwohl und unsicher.“ / Die Polizei war zweimal da in dieser Nacht.“ / Schlimmste Erfahrung, die ich je hatte.“
Wohlgemerkt:
Wir sprechen nicht von den Slums, sondern von einem Hostel im bürgerlichen Brooklyn! Die Alternative ist Airbnb. Wie jetzt? Meine Buchungsanfragen wurden fünfmal abgelehnt! Der Grund ist mir schleierhaft: Sehe ich auf meinem Airbnb-Profilfoto aus wie Dieter Bohlen?
Wir landen schließlich in einem überteuerten Loft. Klingt trendig – wenn man Frost im Flur und Minimalst-ismus mag. Unser Zimmer hat eine Matratze auf dem Fußboden. Das ist das zentrale, um nicht zu sagen einzige Möbelstück.
Natürlich ist es normal, dass am Anfang ein paar Steine im Weg liegen. Man muss sich halt erst an neue Abläufe und an eine neue Umgebung gewöhnen. Und so haben wir uns nach den ersten Gegenwinden ein wenig eingelebt.
Nun können wir unseren New-York-Traum genießen, und netterweise zeigt uns die Stadt nun ihre rosige Seite: Wir treffen Studienfreunde, die hier leben, erkunden einige Ecken und sehen das wirklich tolle MOMA (Museum of Modern Art).
Auch die Menschen sind einladend. Sie erscheinen uns im Alltag offen, interessiert und freundlich. Auffällig ist, dass die Leute dich deutlich häufiger anlächeln als in Deutschland. In Deutschland ist es ja offiziell verboten, auf einem Passfoto zu lachen! (Immerhin bekomme ich an jeder Grenzkontrolle eine Extra-Portion Mitleid, denn ich sehe auf meinem Ausweisfoto so grimmig und emotionslos aus, als wäre ich gerade gemobbt und gefeuert worden.) 😒
Der amerikanische Optimismus ist wahrhaft „great“!
Während in Deutschland gilt „Nicht kritisiert ist Lob genug“, wirst du hier sehr oft ermutigt. Was immer du verbockst – es gibt positives Feedback: Ich bin regelmäßig bei einem Rhetorik-Seminar-Abend, und selbst die langweiligste Rede bekommt Feedbacks wie „very funny“ oder „nice try!“ Wer sein Selbstbewusstsein boosten möchte, ist hier gut aufgehoben.
Nach dem Anfangsschock und der Anfangseuphorie beginnt die nächste Etappe und unsere emotionale Achterbahnfahrt bekommt neuen Schwung – nach unten …
Es fängt an mit einem Spaziergang im Central Park. Ein eiskalter Wind weht durch das novemberige New York, obwohl es auf dem gleichen Breitengrad wie Madrid liegt. Die Sonne kann uns nicht retten – sie bleibt hoffnungslos hinter den 100 Meter hohen Wolkenkratzern verborgen. Diese werfen lange, bedrohliche Schatten auf uns. Im Park selbst ist es am Sonntagnachmittag so voll wie in einer Diskothek. Es scheint, dass an dem Tag fast jeder der 8,6 Millionen Einwohner einen der dünnen Sonnenstrahlen erhaschen will.
Das Wochenende ist so ein wenig kühl und ziemlich „voll“. Leider sieht es unter der Woche nicht viel anders aus. Ich suche ziemlich lange nach geeigneten Cafés, die einen großen Tisch, eine schöne Atmosphäre und bezahlbaren Kaffee haben. Ich liebe es, in solchen Umgebungen über meine Texte nachzudenken.
Im bohèmen Berlin ist das Kultur, keiner schaut dich schief an, wenn du den ganzen Tag im Café nur zwei Cappuccini trinkst und dort arbeitest. Vor allem gibt es dort große Tische und viel Platz. In New York muss ich mich mit vier Leuten an einen Minitisch quetschen. Von links pikst mir fast ein Regenschirm ins Auge, von rechts bohrt sich das laute Gespräch meines Nachbarn tief ins Ohr. Ich muss aufpassen, dass ich mit meinen Ellbogen niemanden belästige oder etwas umschubse.
Ich bekomme meinen Kaffee, fange an zu denken. Doch sobald der mein Hirn in die Kreativ-Umlaufbahn geschossen hat – liegt die Rechnung auf dem Tisch? Wie bitte?! Die habe ich doch noch gar nicht bestellt! Auf gut New Yorkisch: „Nun aber raus!” Nachdem der Kellner sich beschwert hat, dass er nur einen Dollar Trinkgeld bekommen hat, stehe ich wieder auf der nieseligen Straße. Ich weiß nicht, wohin mit meiner gerade getankten Energie, und fühle mich ein wenig wie ein madiges Würmchen im „Big Apple“.
Tag um Tag wird das Portemonnaie dünner. 💵
Die Stadt ist teuer, das weiß jeder. Die neuen Siedler kauften den Indianern im 19. Jahrhundert für 24 Dollar die komplette Halbinsel Manhattan ab. Heute bekommst du dafür gerade eben ein Abendessen – wenn du Glück hast.
Trinkgeld? Das ist hier Pflicht! Aber immerhin kannst du die Höhe selbst bestimmen – und z. B. bei der Zahlung im Taxi zwischen 15, 18 und 20 Prozent Aufschlag wählen. Restaurants haben als Basis-Trinkgeld meist automatisch 15 Prozent ausgewiesen, mehr ist gern gesehen.
Meine Freundin, die von einem Job im Zentrum der Marketingwelt geträumt hat, ist ebenso ernüchtert: Selbst hoch qualifizierte Leute leben etwa anderthalb Jahre illegal in der Stadt, bis sie einen Job finden und eine Arbeitserlaubnis erhalten. Selbst wenn du einen Job hast, heißt das nicht: Luxus-Büro im oberen Stockwerk mit Traumblick auf den Central Park. Den bekommt nur der Kredithai aus dem Hollywood-Film. Als normaler Mensch passt das Bild des Würmchens im Big Apple auch in der Arbeitswelt ganz gut:
„Yeah! Ich wurde endlich befördert:
Ich bekomme ein Büro mit Fenster!
Das war der euphorische Facebook-Post eines Freundes, der in Manhattan für einen internationalen Kosmetikkonzern arbeitet. Der Kollege ist keine Hilfskraft, sondern hat ein gutes Zeugnis von einer der besten Wirtschaftsunis Europas – und hat bereits drei Jahre erfolgreiche Arbeit für den Konzern geleistet!
Vielleicht schafft er es, bis zur Pensionierung auf einen Fensterplatz mit Blick auf die Parkgarage vorzurücken?
Drücken wir ihm die Daumen! ✊🏼
Hektische Business-Taktung, Schnappatmungspreise, lange Wege, endlose Hochhauswälder – wie können New Yorker behaupten, sie hätten eine Top-Lebensqualität?
Als Citytrip ist die Stadt sicher cool. Aber dort leben?
… Mmmh …
„Das ist nichts für mich!“, denke ich mir leise.
Nichts für mich? Ich staune selbst bei diesem Gedanken. Zögere. Traue meinem Schluss nicht. Ich liebe es doch, in hektischen, herausfordernden Umgebungen zu sein. Und New York finden doch einfach alle gut, oder?
Oder!
„New York ist nichts für mich!“, flüstere ich mir nochmals – etwas sicherer – aber immer noch vorsichtig zu. Nichtsdestotrotz schwebt mir gleichzeitig immer noch der Glaubenssatz „New York muss doch einfach toll sein!“ einige Tage in meinem Kopf herum – parallel zu der gefühlten Erkenntnis, dass New York zwar sicher viele Möglichkeiten bietet, aber nichts ist, das mich wirklich glücklich macht.
Wie finde ich heraus was ich will? Tipp 1
Das haben wir gelernt:
Traum geplatzt? Cool! 🎈
New York war nicht so cool, wie erträumt. Wir sind aufgewacht und haben die Realität mit eigenen Augen gesehen und mit Haut, Herz und ein wenig Haarsträuben erlebt.
Schade.
Schade?
Ist es wirklich ein Scheitern, wenn sich ein Traum nicht erfüllt?
Mitnichten!
Es wird oft so sein, dass sich Träume sehr schnell in Luft auflösen, sobald du ihnen auf den Grund gehst. Davor haben viele mächtig Angst, und auch das ist häufig ein Grund für ihr Zögern.
Doch warum?
Ich bin durch Ausprobieren eine gedankliche Ebene tiefer gelangt und damit einen Schritt weitergekommen. Meine Suchfrage „Ist New York etwas für mich?“ ist geklärt.
Ich kann dieses Ziel von meiner „Lebens-to-do-Liste“ werfen und habe wieder Energie für weitere Wünsche und Ziele. Ich kann den nächsten Traum anvisieren und schauen, ob der besser zu mir passt.
Ein geplatzter Traum ist schade, aber nicht schlimm. Das macht den Raum frei für andere Projekte und Träume, für die vielen kleinen Freuden des Alltags.
Wenn du ständig auf was Besseres schielst, übersiehst du leicht das Gute an deiner jetzigen Situation. Mir ging es auch so, dass mich das Testen meiner Träume aus dem „Wenn-dann-Modus“ mehr ins Hier und Jetzt gebracht hat. Klar, ich überlege immer noch hin und wieder, ob nicht eine andere Stadt besser zu mir passt, aber ich genieße Berlin mehr, seitdem ich meine Träume vom Leben in einer anderen Stadt ausprobiert habe. Ich gehe seitdem öfter in meinem ruhigen Kiez (mit vielen Cafés) spazieren, habe die neue Schwimmhalle gecheckt, besuche einmal im Jahr den Zoo oder gelegentlich eine Comedy Show und habe eine gute Yogaschule gefunden.
Die Kraft der Ent-Täuschung
Oft sind Träume nur Projektionen – vage Vorstellungen und Fantasien, die wenig mit der Realität zu tun haben. Deswegen solltest du die wichtigsten Wünsche so schnell wie möglich mit der Stirnlampe durchleuchten.
Meine Vorstellung, dass ein Leben in New York toll sein würde, war sehr unvollständig und praktisch kaum fundiert. Diese Fantasie stützte sich nur auf wenige Bilder und Informationsfetzen. Dass es noch 190 andere Länder und tausende liebenswürdigere Städte gibt, war in meinem Kopf nicht präsent und fiel durchs Aufmerksamkeitsraster.
Psychologen nennen das „Verfügbarkeitsverzerrung“: Ich hatte einfach mehr Bilder und Infos von New York im Kopf als von anderen Städten, es schien vertraut und war in meinem Gehirn leicht abrufbar: Weil New York in aller Munde und ständig in den Medien ist, machte es mich neugierig. Aber das heißt nicht, dass es auch für mich passend war. Weil viele begeistert von New York sprachen, nahm mein Gehirn automatisch an, dass es in New York auch mir bestens ergehen würde.
Unser Kopf ist schnell darin, Bilder und Hoffnungen abzurufen und zu verschönern. 📸
Er projiziert unsere Wünsche und Bedürfnisse in eine scheinbar schöne Option, von der wir eigentlich aber nur wenige Informationen besitzen.
Denk zum Beispiel ans Verliebtsein – da wird der neue Partner zunächst verträumt aufs Podest gestellt. Wir wünschen uns unbewusst vom Anderen, dass er oder sie unsere Bedürfnisse erfüllt. Wir idealisieren und verdrängen. Verhaltensweisen, die unsere Wünsche und Annahmen bestätigen, werden wohlwollend bemerkt und erinnert, andere nicht so passende Äußerungen und Handlungen großzügig übersehen. Zunächst.
Wenn nach einigen Monaten die Hormondusche nachlässt, sieht Mann oder Frau erst einmal, wer da wirklich gegenübersitzt.
Ich nenne diesen Unterschied das „Innen“ und „Außen“: Von außen mag es schön aussehen, doch wenn du dich in der Situation selbst befindest, dann ist es eine komplett andere Geschichte – selbst wenn sie positiv verläuft.
Ein kleiner Test – Viele Einblicke
Wir sollten Träume schnell vom „Innen“ auskundschaften – und sei es auch nur probeweise. Nur so können wir feststellen, ob die Träume zu Schäumen zerfallen oder ob sie stabile Konturen annehmen könnten. Mit Testballons versuchen wir deshalb ein besseres Bild von der Realität zu bekommen. Wir brauchen „echte“ Informationen!
Dabei hat das Wort „Informationen“ hier zwei Facetten:
- Zum einen sind es wichtige „ZDFs“: Zahlen, Daten und Fakten. Du willst bei einem Bewerbungsgespräch z. B. herausfinden, was du am Ende wirklich auf dem Konto hast, wie viele Stunden du tatsächlich arbeiten musst, wie vielen Leuten du berichtest, wie viele Kollegen du hättest, ob du in einem Großraumbüro arbeiten und ob du viele Dienstreisen machen würdest. Das sind relativ „harte“ Informationen.
- Die andere Seite der Information ist weicher. Wir sollten sie besser als „Erlebnis“ bezeichnen. Während du harte Informationen theoretisch auch vorher erfahren könntest, lassen sich Erlebnisse nur in einer Situation – nun ja, erleben: Du bist mit allen Sinnen dabei, du sammelst Erfahrungen: Was läuft wie? Wer ist wofür verantwortlich? Wie reagieren die Leute? Wie schnell oder sperrig werden Entscheidungen getroffen, Ideen umgesetzt? All das lässt sich schwer in Worte fassen, das musst du erleben!
Verstehst du diesen Unterschied zwischen dem „Innen“ und „Außen“?
Die harten Fakten könntest du erfragen oder auskundschaften, aber die weichen Einsichten, Gefühle, Erfahrungen, die vielen kleinen Bilder, Momente und Sequenzen vorm inneren Auge, die plastischer und lebhafter durch Haut und Haar gehen und viel besser erinnert werden – die, meine Güte, die kannst du nur erleben. All das Grübeln, ob ein Job zu dir passt oder nicht, kannst du nur ungenügend durch das Studieren von Stellenbeschreibungen lösen.
Du willst doch vor allem wissen: Wird es dir gutgehen? Wird sich der Traum, der Job, das Zusammenleben mit diesem Menschen größtenteils gut anfühlen? Was bedeutet es dir, an einem bestimmten Ort zu sein / zu leben? Wie wäre es in dieser so genial klingenden Firma? Wie würden mich die Kollegen begrüßen? Wie würde mein Chef auf einen Fehler reagieren? 💭
Wie finde ich heraus was ich will? Tipp 2
Fallstudie:
Wie finde ich meinen Platz im Leben / meinen Traumjob? 💡
Ich habe viele Menschen getroffen, die sehr mit sich hadern und viel Gedankenschweiß aufbringen, um herauszufinden, was der vermeintlich perfekte Job oder das idealste Studium für sie wäre. Nur um am Ende festzustellen, dass die Wahl dennoch schwierig bleibt.
Das Problem ist das Gedankenkarussell. Unsere Präferenzen sind nicht fix, unsere Stimmungen schwanken. An dem einen Tag gewichten wir das eine Bedürfnis höher, am nächsten Tag das andere.
Gerade für Menschen, die sich nicht so recht entscheiden können, helfen solche Tests enorm, Irrwege zu vermeiden. Einen ersten Schritt zu gehen, um zu schauen, ob das Ziel wirklich so toll ist, wäre ein Ausweg aus dem Entscheidungsdilemma.
Mir haben jedenfalls die Testballons schon oft geholfen, meinen Seelenfrieden zu finden und kluge Lebensentscheidungen zu treffen. Mein Kopf war voll von Dingen, die ich unbedingt machen wollte, ich hatte bunt durcheinander viele Träume, Erwartungen, Wünsche und Ziele, wie mein Leben aussehen sollte.
Eine Idee von mir war z. B., dass ich gern Moderator oder Schauspieler sein würde (ein total origineller Traum, ich weiß!). Ich wurde sogar mal zu einem MTV-Casting eingeladen – doch sah ich dort, wie spritzig-energetisch-multikulturell eine andere Bewerberin war. Ich sah, wie viel besser sie für den Job geeignet war als ich – ich sah, nein, erlebte und spürte meine Grenzen. Sie war viel passender, und das zu erkennen, half mir, die Absage zu akzeptieren. (Und ja, diese Frau wurde tatsächlich eine sehr bekannte Moderatorin).
Ein Datenpunkt ist gut, zwei sind besser!
Deswegen versuchte ich es erneut und belegte später einen Schauspielkurs in Los Angeles – mittendrin und hautnah am Epizentrum der Filmindustrie. Ich musste ständig dieselben Sätze sagen, auf die Betonung achten, dauernd gut drauf sein und mich ständig verstellen, um eine Rolle oder einen Charakter zu treffen. Das Auswendiglernen fand ich öder als Gedichte für den Deutschunterricht bei Frau Dutschke zu lernen. Die schimpfte wenigstens ordentlich, wenn man Faxen machte und tat nicht so überechauffiert.
Ich merkte * ÜBERRASCHUNG *, dass ich den Job im Grunde ein wenig langweilig fand. Nein, eigentlich fand ich das Schauspielern total langweilig! Mein zweiter Aha-Effekt war, dass zum Schauspielern viel mehr gehört, als in die Kamera zu grinsen und dafür einen Haufen Kohle abzusahnen. Dieses ständige Netzwerken, sich anbiedern, auf gut drauf machen und wichtige Personen finden, die einem zum Sprung verhelfen könnten.
Echt jetzt? Brrr. Nee. Da tippe ich lieber gechillt an meinen Texten! Gut, das wusste ich damals noch nicht. Aber ich fühlte recht klar, dass mir andere Dinge viel mehr Spaß machten – Zeichnen zum Beispiel.
Also fuhr ich bei anderer Gelegenheit nach Florenz und machte einen Monatskurs im Aktzeichnen. Vielleicht wäre etwas Künstlerisch-Kreatives besser für mich? Die täglichen Übungen und Gespräche mit Künstlern zeigten mir: Zeichnen macht unheimlich Spaß – solange man nicht davon leben muss.
Wieder eine Option weniger – und eine neue freie Ecke im Kopf.
Diese Testballons halfen mir gezielt auszuprobieren, wohin und was ich will. Ich ging neugierig ersten Interessen und vagen Ideen nach.
Herausgekommen ist ein sehr kontrastreiches Kaleidoskop an Einblicken und Erfahrungen. Darunter ist die klassische Route in der Wirtschaft mit verschiedenen Praktika und Nebenjobs, angefangen von einer kleinen Klitsche in Sprockhövel (frag nicht!) über die Arbeit in einer Konzernzentrale und in einer internationalen Abteilung in London oder als geschniegelter Unternehmensberater für das Topmanagement unterschiedlicher Firmen in Wien, München und Hamburg.
Auch inhaltlich machte ich viele Saltos und Verbiegungen, lange bevor Yoga modern wurde: Ich jobbte als Skilehrer, war Turntrainer, arbeitete für eine Möbelfirma, im Handel, für internationale Luxusmarken – um dann mit einer Gastronomie-Gründung auf die Nase zu fallen.
Ich stieg als Doktorand tiefer in die Forschungs- und Wissenschaftswelt ein, als mir lieb war, und litt als stumpfer Rumkommandierter in meiner Zeit bei der Bundeswehr. Später gründete ich meinen eigenen Verlag, trieb mich in der Rednerszene herum, war Gastdozent an verschiedenen Unis und tüftelte an einigen Start-up-Ideen, die ich aber wieder verwarf, weil ich immer mehr im Schreiben aufging.
Dieser Mix an Tests brachte selten den großen „JA-ich-will-Effekt!“. Es war zunächst mehr ein Sammeln an Einblicken. Ich lernte mich, meine Stärken und Schwächen, meine Interessen und Faszinationen besser kennen. Genau das, was ich als junger Mensch brauchte.
Je mehr ich mich in diese neuen Gebiete hineinwagte, desto konturenreicher wurde der Traum, desto klarer die Sicht, desto realer meine Vorstellungen. Ich kam an Grenzen, die ich nicht überschreiten wollte.
Dennoch war es relativ egal, wie lang diese Tests waren: Ob Mini-Einblicke durch 1-Tages-Seminare, Probestudien, Wochenendkurse, Nebenjobs oder Praktika: Es musste keine komplette Ausbildung in dem Bereich sein, wichtig für mich aber war das „Drin-gewesen-Sein“. So konnte ich später konkrete Bilder und Erinnerungen abrufen, was mir viele Entscheidungen deutlich leichter machte.
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Mein wichtigstes Fazit aus all diesen Erfahrungen formuliere ich nun auch mal protzig in einem schlauen Spruch:
Es ist sehr schwer, herauszufinden, was man 100-prozentig möchte, aber es lässt sich schnell herausfinden, was man NICHT will.
Wie finde ich heraus was ich will? Tipp 3
Blinde Flecken aufdecken:
Wenn du nicht weißt, was du nicht weißt.
Selbst wenn ein Traum nicht komplett platzt – ein Antesten bringt dir so viel mehr als reines Lesen und Recherchieren. Die Innenperspektive ist wesentlich aufschlussreicher als der Blick von außen – eben weil sie nicht geschönt, sondern „echt“ ist.
Dass mich der Straßenlärm, die vielen Menschen auf den Straßen und das enorm hohe Tempo in New York nerven würden, konnte ich mir vorher überhaupt nicht vorstellen. Ich war mit diesen Problemen bislang nicht in Berührung gekommen – es ist schon eine kleine Sensation in meiner Heimatstadt Lauchhammer, mehr als fünf Menschen auf der Straße anzutreffen.
Okay, du kannst sagen: „Das hättest du dir auch denken können, Martin!“
„Ja, ja, wenn und hätte“. Viele Dinge könnten wir uns denken. Doch unserem Gehirn fällt es eben schwer, uns neue Situationen komplett vorzustellen und alles zu überblicken. Ein kurzer Test macht genau das spielend leicht!
Und klar, man könnte andere Leute fragen oder Erfahrungsberichte lesen. Doch einige Informationen kannst du nur sehr, sehr schwer suchen und recherchieren. Du denkst nicht daran, an diese Info zu denken!
Genau diese Art der Informationen sind „Blinde Flecken“. Das sind vollkommen neue Gedanken, Kriterien oder Dinge, die noch gar nicht auf deiner geistigen Agenda stehen. Blinde Flecken verstecken sich vor dem Internet und vor deinen Gedankengängen. Du kannst sie nur durch Erfahrung aufdecken.
Einer meiner Berufswünsche in der Schulzeit war es, Journalist zu werden. Ich wollte recherchieren, informieren, aufklären. Aber in meiner Kleinstadt gab es keine Zeitung oder eine Redaktion, deswegen hatte ich keine Ahnung, was „Journalist“ eigentlich bedeutete. Während der Bundeswehrzeit hatte ich dann endlich die Chance, ein 1-Tages-Medienseminar zu besuchen: Bei der Leipziger Volkszeitung erklärte ein Redakteur seine Arbeit und den Produktionsprozess der Zeitung.
Ergebnis: Ich war entsetzt! So gehetzt, kurzatmig und unkreativ hatte ich mir die journalistische Arbeit nicht vorgestellt. Ich wollte etwas Dauerhaftes schaffen und meine Gedanken nicht in eine vorgegebene Zeichenzahl quetschen – um dann in letzter Minute einer Eilmeldung zu weichen.
Ich habe vorher nur die Resultate gesehen, nämlich die fertigen Artikel, und fand es reizvoll, an immer neuen Themen zu arbeiten. Doch den Prozess – wie Journalisten arbeiten – hatte ich überhaupt nicht auf dem Schirm. Dass das ein wichtiges Kriterium für mich sein würde, ahnte ich nicht. Das war ein „Blinder Fleck“, also die Sache, von der ich nicht einmal wusste, dass ich sie nicht wusste.
Ein solcher Test und das Aufdecken von blinden Flecken können dir Jahre an Irrwegen und Arbeit sparen. Ich kenne jede Menge Leute, die dieses „Innen“ vorher nicht durchschauten. Sie strebten und studierten jahrelang, ackerten dann im Hamsterrad der Karrieremühle und dann – ups – stellten sie in einer ruhigen Minute oder Krise fest: „Das alles ist eigentlich nicht wirklich was für mich!“ In diesem Moment ist die Erde aber bereits ziemlich oft um die Sonne gewandert.
Der eine Testtag in der Leipziger Volkszeitung kostete mich ca. 100 Euro und eben nur einen einzigen Tag – und sparte mir einen für mich falschen Weg. Keine schlechte Zeitbilanz!
Halten wir fest:👇🏼
Testballons ersetzen Fantasien durch Fakten und schaffen lebendige, echte Eindrücke. Diese mögen zwar immer noch unvollständig sein, aber du bist einen riesigen Schritt weiter.
Wie finde ich heraus was ich will? Tipp 4
Klein gelebter Traum oder groẞer unerfüllter Wunsch?
Obwohl einige Traum-Testluftballons schnell geplatzt sind, hat das Aufpusten
doch Spaß gemacht. Ich war ja nah „dran“ an dem Traum. Ich war drin in der Stadt. Ich lebte meine Neugier und Faszination aus – bis zu dem Punkt, an dem ich das Interesse verlor. Und ich habe dabei einiges gelernt und konnte einige Erfahrungsessenzen für andere Projekte nutzen.
Ein Testballon ist ja nicht nur ein Test, sondern bereits ein Stück vom großen Kuchen. Ich habe mein Ziel erreicht, selbst wenn es vielleicht nur fünf Prozent von dem waren, was ich mir vorher vorgestellt hatte.
So ist das nun mal:
Zu Anfang leuchten die Augen, und wir wollen die große Torte auf einmal verschlingen. Dann essen wir ein, zwei, drei Stück und merken, dass wir wieder Lust auf ein leckeres Brot hätten.
Mir scheint es sogar besser, die großen Träume „kleiner“ auszuleben als geplant. In New York NUR auf Probe zu leben, war gut, gerade WEIL es nur ein Monat war. Dieses Projekt ließ sich relativ leicht umsetzen. Ich musste keine Wohnung aufgeben, mich nicht aus Deutschland abmelden, keinen Umzug organisieren.
Mein New-York-Traum ließ sich sogar ganz bequem ans Ende meiner Weltreise dranhängen. Es war so kein riesiges Extra-Projekt, sondern ich konnte es in meinem Reiseschwung mitnehmen. So auch viele kleine andere Träume: Die lange Jahre aufgeschobene Neuseelandreise zum Beispiel und ebenso einige andere Länder, die sonst mordsaufwendig gewesen wären, wie Australien oder die Südsee lagen quasi auf dem Weg. Nein, sie lagen nicht auf dem Weg, sondern die ganze Reise war so organisiert, dass ich mir mehrere Träume auf geeignete Art und Weise, das heißt auf eine realistischere Weise passend gemacht habe.(Wenn du mehr dazu wissen möchtest: Dem Traum vom Reisen und seiner Umsetzung habe ich eigenes Buch „Stoppt die Welt – ich will aussteigen“ gewidmet.)
Ein Monat in New York reichte mir! Ich brauche keine zehn Jahre meines Lebens dafür! Es war in dieser Form leicht, schön und unbeschwert – trotz all der unerwarteten Kehrseiten, die mich auf Dauer belastet hätten.
Das Denken in kleinen, wendigen Testballons hilft, einige Träume schnell auszuleben und um ihr optimales Maß zu bestimmen. Denke an das Konzept des zusätzlichen Nutzens: Besser als „Dream big!“ wäre „Kalkuliere die optimale Länge/Größe eines Traums“. Gut, gut – mir ist schon klar, dass das wesentlich weniger sexy klingt. Auch würde dieser Spruch schlecht auf Kühlschrankmagneten passen. Dennoch: Bitte behalte das Konzept des „zusätzlichen Nutzens“ im Auge!
Um das ganze etwas knuspriger auf den Punkt zu bringen:
Wie finde ich heraus was ich will? – So funktioniert es:
Träume, die nicht platzen wollen,
öffnen Türen 🚪
Testballons sind kleine Überraschungseier, denn es stecken drei tolle Dinge in dem Konzept:
- Testballons sind gut, um Projektionen und Fantasien auf ihren wahren Kern zu testen und um blinde Flecken zu entdecken.
- Kleiner gedacht sind Träume oft schöner und passender.
Soweit haben wir darüber gesprochen. Nun einen *Trommelwirbel* bitte für Nummer 3:
- Testballons öffnen Zeitfenster oder gar Lebenspfade.
Du sammelst Erfahrungen, bekommst ein klareres Bild von dem, was dich erwartet. Du schaffst Anknüpfungspunkte, verstärkst deine Motivation und erleichterst so deinen nächsten Schritt.
Einer meiner ersten Testballons war damals mein Besuch in St. Gallen und mein Drei-Tages-Probestudium dort. Nach dem Test war der Traum viel klarer. Ich wusste, wie die Stadt aussah, wie groß die Vorlesungs- und Seminarräume sind, auf welche Art und Weise Wissen vermittelt wurde und wie die Angestellten mit anderen Studierenden interagierten.
Dieser bunte Strauß des tatsächlich Erlebten und Hin-Fühlens festigten meinen Wunsch und meine Motivation, dort zu studieren. Aus einer Idee und meiner Neugier wurde ein konkretes Ziel. Die gelebten Erfahrungen gaben mir Antrieb und Durchhaltevermögen für den schwierigen Bewerbungsprozess und für den späteren Neustart.
Es war nun leicht, mir den Traum und den Weg vorzustellen, zumal ich viele Studierende dort befragt hatte, wie schwer die Aufnahmeprüfung war und wie sie dafür gelernt hatten. Das half enorm, die Sache ernst zu nehmen und mich fokussiert vorzubereiten. Immerhin war ich selbst mit Platz 91 von ca. 450 Bewerbern recht weit vorn gelandet.
Mit jedem Test öffnest du einen Pfad. Es heißt ja nicht, dass du diesen Pfad dann zwingend folgen musst, aber du hast mehr Orientierung. Es ist wesentlich leichter, auf den ersten Erfahrungen aufzubauen, wenn du schon einmal „drin“ warst und eine bessere mentale Landkarte des Ortes, der Prozesse, der Personen, des Traumes hast. Das sind Referenzerfahrungen, an die sich neue Informationen und Wissen leichter anknüpfen lassen.
Probieren statt prokrastinieren!
Oft schieben wir Träume und Ziele auf, weil wir Angst vorm Scheitern haben und weil wir Angst haben, dass nach einem Versuch die Tür zu ist. Deswegen klammern wir uns lange an Ideen, Träume, große Pläne und an Menschen. Vielleicht auch, weil wir insgeheim schon ahnen, dass diese Ziele und Personen gar nicht so gut auf uns passen würden?
Gib aber bitte deinen Träumen die Erlaubnis, dass sie auch platzen dürfen. Wir dürfen keine Angst vor negativen Erfahrungen oder Scheitern haben.
Wenn Plan A und B nicht klappen, hat das Alphabet noch 24 weitere Buchstaben zu bieten. 📚
Auf unserer Erde gibt es über 190 Länder und hunderttausend verschiedene Jobs und Stellen. Wenn es dir in deinem Traumland oder bei einem Traumjob doch nicht gefällt, such’ dir einfach das nächste oder den nächsten.
Wir scheuen die Hürden und Rückschläge, die kommen könnten. Aber wenn du deine Ziele und Pläne (vorerst) kleiner denkst, sinken deine Bedenken und Ängste, weil der Weg viel überschaubarer wird. Du musst nicht zu viel Zeit und Energie investieren.
Außerdem sind es am Ende die Hindernisse und Rückschläge, die uns die Augen am weitesten öffnen. Sie helfen uns beim Umdenken und bringen uns so am Ende voran. Eben gerade auch, weil sie Türen schließen und Ruhe im Kopf schaffen.
Viele Träume sind in meinem Leben geplatzt. Aber ich habe beim Testen so viele tolle Dinge erlebt und gigantisch viel gelernt. Es ist ja in Wirklichkeit auch kein hartes, erschreckendes KABOOM! Es ist eher wie eine Fahrradtour. Zunächst steigst du auf, fährst und genießt die Strecke und die Bewegung. Aber irgendwann beginnt ein leises, schleichendes „Pffff“. Lust und Luft entweichen langsam. Klar, du könntest dich an diesen Traum klammern und den Reifen flicken. Das ist eine Option. Oder du machst es dir einfach – und steigst auf das nächste Transportmittel auf.
Nochmal in der Short Version:
Testballons sind Turbos. Du kommst schnell in die Gänge und kannst diese blöde große „Dream-big“-Handbremse im Kopf lösen.
Dein inneres Navi: Gefühle
Beobachte dich ein wenig achtsamer. Versuche, hin und wieder einen Stimmungsschnappschuss zu machen. Sei ehrlich zu dir. Beobachte neugierig, was sich dort in deiner Brust oder im Hals bewegt: Drückt, schiebt, zwickt, klopft es?
Schnürt irgendwas zu – fühlt es sich nach „Arbeit“ an? Wirkt es hart? Fehlt dir Herzblut? Sind die ersten Schritte schon so nervig und qualvoll wie das Anfertigen der Steuererklärung? — Oder öffnet sich etwas in dir vor Begeisterung …
- Fangen die Augen an zu leuchten?
- Zieht „es“ dich rein?
- Schlägt das Herz schneller?
- Die Sache gibt dir Energie?
- Du saugst dich fest?
- Hält das Interesse an?
- Willst du mehr?
Diese gefühlte Leichtigkeit und deine Leidenschaft würde ich ernst nehmen! Das ist eine heiße Fährte …
Fazit: Warum du Träume testen solltest
Lass uns die „Zeitfenster-Theorie“ aufgreifen, die ich in Kapitel 1 andeutete. Ich wollte z. B., seit ich Anfang 20 bin, eine Weltreise machen. Ein gutes Zeitfenster dafür schien direkt nach meinem Studium zu sein. Ich reiste zwar ein paar Wochen durch Asien, doch aus welchem Grund auch immer: Ich wollte zurück, um meine Doktorarbeit anzufangen. Das war ein taktischer Fehler!
Ich dachte zunächst, ich könnte das Projekt Weltreise noch „durchziehen“. Dann aber, als ich mitten in der Doktorarbeit war, machte es einfach keinen Sinn, komplett abzuhauen und abzutauchen – ich hätte nur unglaublich schwer den gedanklichen Faden meiner Forschung wiederaufnehmen können.
Diese zweite Entscheidung, während der fünf Jahre meiner Promotion nicht ausgiebig zu reisen, war schlau. Mir wären der Fokus und das Momentum für die Dissertation flöten gegangen. Doch das Zeitfenster für meinen Weltreisetraum war diese Zeit über zu.
Danach aber war klar: Wenn ich mich nicht direkt nach der Doktorarbeit losreiße – ich war inzwischen über 30 – lauerte die Hamsterradfalle auf mich. Die gefährlichen Ks lauerten auf mich – nein, ich meine nicht die anderen „Krengels“ aus meiner Familie, sondern Karriere, Kredit und Kinder! Nichts gegen Familie und Kinder, doch damit wäre es deutlich schwieriger gewesen, meinen Weltreisetraum umzusetzen – gerade weil er vor allem ein Traum von Freiheit, Offenheit und Ungebundenheit war (das war mein Bedürfnis hinter der Weltreise).
Ja, es war hart. Ich musste aktiv und mit etwas Druck mein Zeitfenster für die Reise aufdrücken. Ich hatte ja schon einige regelmäßige Aufträge als Gastdozent. Doch ich riss mich los. Ich verkaufte mein Auto, verschob Projekte, sagte Kunden ab. Ich priorisierte den unsicheren Traum höher als meine Komfortzone.
Obwohl ich mich nicht bereit dafür fühlte, nicht das Geld zusammen hatte, dachte ich mir: Jetzt ist zwar immer noch nicht der perfekte, aber wahrscheinlich ein sinnvoller, wenn nicht sogar der sinnvollste Zeitpunkt.
Was mir half … 👣
– du ahnst es bereits –
…, dass ich mein Reiseziel und den anvisierten Zeitraum im Kopf verkleinerte.
Ich dachte mir: „Okay, ich buche erstmal nur den ersten Flug und kein fertig-festgelegtes Round-the-world-Ticket, dann schaue ich weiter.“ Im Hinterkopf war die Idee, erstmal nur drei bis sechs Monate zu reisen und zu schauen, wie es mir geht. Später habe ich während der Reise mein Ziel angepasst, begann nebenbei wieder zu arbeiten und konnte die Reise so auf knapp über ein Jahr ausdehnen.
Dieses Kleiner-Denken meiner Weltreise hat mich WEIT gebracht: Durch 20 Länder, um konkret zu sein.
Träume sollten möglichst schnell und klein getestet werden, solange du das Momentum dafür hast.
Dabei bekommst du neue Informationen, vor allem aber auch emotionale Datenpunkte, wie es sich anfühlt, diesen Traum zu leben. Oft entdeckst du blinde Flecken und schaffst mit wenigen Erfahrungen schon ein facettenreicheres Bild.
- Ein geplatzter Traum heißt mehr Freiraum. Ein Traum weniger im Leben heißt auch, mehr Zeit und Energie für andere Dinge zu haben. Ein „Hätte-ich-doch-mal“ weniger steht auf der mentalen Bucket-Liste. Ein Traum weniger heißt, einen laaangen Moment entspannt durchzuatmen.
- Ein klein gelebter Traum ist besser als ein großer aufgeschobener. Wir denken vielfach im Alles-oder-nichts-Modus. Aber oft sind es die kleineren Versionen und individuellen Varianten der Träume, die am besten zu dir und deiner aktuellen Lebenssituation passen.
- Ein Testballon schiebt dir schnell und einfach die Tür auf. Durch Testballons bekommst du Kontakte, Erfahrungen und andere Anknüpfungspunkte, die das Fortführen und Verwirklichen deines Traums wahrscheinlicher machen.
Wer schreibt hier?
Dr. Martin Krengel absolvierte zwei Studiengänge (Psychologie + Wirtschaft) „mit Auszeichnung“ und gründete die Onlinekurs-Akademie Studienstrategie.de.
Er verfasste 11 Bücher, darunter die Bestseller Golden Rules, Bestnote, Dein Ziel ist im Weg und Stoppt die Welt – ich will aussteigen.
Lies wie er vom Chaoten zum Zeitmanagement-Experten wurde: Vita.
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