Dies ist der Bericht zu meinem Aufenthalt in der Sprachschule „Hutong School“ in Beijing (Peking). Ich beschreibe den Ort, die Sprachschule und meinen Lernfortschritt und gebe dir einige Insights, wie schnell und einfach man Chinesisch lernen kann bzw. was dabei hilft…
Sprachreisen: Chinesisch Lernen
Beijing (Peking)
Ich mag Beijing (Peking). Es ist facettenreich wie Berlin: In einem Teil ist der Sozialismus und die Staatsgewalt noch sehr deutlich spürbar (z. B. am Platz des himmlischen Friedens), in anderen Gegenden dominieren Kunst, Kreativität und Streetart das Bild (798 District) oder der blanke Kapitalismus und Konsumkommerz mit billigen Pole-Danceclubs und internationalen Fashion-Brands (Sanlitun oder Raffles City). Auf der einen Seite Tradition (Lama-Tempel, Sommerpallast, Verbotene Staat), auf der anderen einige der interessantesten Gebäude der Neuzeit (CCTV-Tower, Bird´s Nest Stadion). Deswegen habe ich mich für einen Sprachkurs in einer Sprachschule dieser Metropole entschieden.
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Sprachreisen: Chinesisch Lernen
Sanlitun & Hutong School
Ich habe mich aufgrund des professionellen Auftritts und der netten E-Mail Kommunikation zuvor für die Sprachschule „Hutong School“ in Beijing entschieden.
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Die Schule – was mir am besten gefällt
- Die Schule liegt mitten im lebhaften Sanlitun. Und das ist gut so. Wer das erste Mal nach China und Beijing kommt, den wird der Kulturshock packen. Garantiert. Hier, in Sanlitun, lässt es sich am leichtesten akklimatisieren, den Sanlitun ist das Herz der Expat-Szene Beijings („Expatriates“ nennt man länger ins Ausland entsandte Angestellte und Manager). Hier schlürfen Chinesen im Starbucks ihren Frappuccino, essen deutsche gesandte Burritos im mexikanischen Restaurant und Touristen vergleichen die Preise im Apple-Store nebenan.
- Nicht nur die Lage der Sprachschule ist exzellent. Im 15. Stock hat man einen schönen Überblick über die Stadt (sofern es der Smog zulässt) und kann seine Gedanken in den Pausen über den Dächern und tumultigen Verkehr schweifen lassen.
- Ich bin im November hier, es ist relativ ruhig, und dennoch gibt es zwei bis drei Social Events in der Schule (Kong Fu Workshop, Video-Abend, Tagestrips am Wochenende, z. B. an der Mauer Skifahren). Das macht einen guten und professionellen Eindruck.
- Von den 15 Schulen, die ich vorher angeschrieben habe, war die Hutong School die einzige mit einer wirklich gut strukturierten und hilfreichen ersten Antwort.
Das einzig irritierende an der „Hutong-School“ ist tatsächlich der Name. Hutongs sind eigentlich die kleinen eingeschossigen traditionellen Lehmhütten, die bis vor wenigen Jahren die Bilder chinesischer Städte prägten. Doch die Sprachschule hat damit so viel zu tun wie Cindy von Marzahn mit den Weight Watchers. Denn wie gesagt, die Schule liegt inmitten des modernsten Stadtteils umringt von modernen Geschäften, Hochhäusern und vielen internationalen Menschen.
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Der Unterricht – was mir am besten gefällt
Mein Ziel als Lerncoach war, mich vor eine krasse Herausforderung zu stellen und eine Sprache zu lernen, die mir völlig fremd und unlernbar erscheint. Doch bereits wenige Tage nach Start realisierte ich, dass Chinesisch gar nicht so schwer ist. Daran haben vor allem meine beiden Lehrer ihren Verdienst. Ich habe zwei Kurse à zwei Stunden am Tag, also zwei Stunden sprechen und zwei Stunden chinesische Schriftzeichen lernen.
- Beide Lehrer und Kurse legen Wert auf Struktur. So lerne ich nicht stur Vokabeln auswendig, sondern bekomme Muster und Gesetzmäßigkeiten erklärt, die wir dann eintrainieren. Das verschafft mir schnell einen Überblick.
- Beide starten jede Klasse immer mit einer Wiederholung. Das schafft Sicherheit und Routine. So konnte ich nach gestern, nach 2 Wochen Unterricht, auf Anhieb meinen Eltern 5 Sätze auf Chinesisch erzählen, was ich am Wochenende alles gemacht habe. Wow, ich war selbst erstaunt.
- Chris, der Schriftzeichenlehrer, erfindet ganz im Sinne der „Visual Codes“ immer wieder kleine Geschichten und Bilder zu den chinesischen Schriftzeichen und beginnt auch lernpsychologisch sinnvoll zuerst mit leichten Schriftzeichen, sodass ich nach zwei Tagen bereits 70 Schriftzeichen in meinem Büchlein stehen habe und auch erinnern kann. So hatte ich anfangs viel mehr Spaß mit den chinesischen Schriftzeichen im Vergleich zur noch fremden Aussprache der sehr ähnlich klingenden chinesischen Töne.
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Welchen Chinesisch-Kurs?
Ich habe zwei Stunden Sprechtraining und zwei Stunden Schriftzeichen. Später bekomme ich mit, dass viele nur Sprechen gebucht haben und in der Tat sind vier Stunden hintereinander sehr intensiv. Man muss zudem noch ca. eine Stunde für Wiederholung und Hausaufgaben einrechnen, die man auch wirklich machen sollte, denn so hat man Zeit, in seinem Tempo die Inhalte noch einmal zu verstehen und zu festigen. Also Fazit 1: Maximal vier Stunden buchen, auch wenn man den ganzen Tag Zeit hat.
Wer nebenher arbeitet oder andere Projekte zu tun hat, ist besser mit nur zwei Stunden und mehr Selbststudium bedient, denke ich.
Wann macht Privatunterricht Sinn? Grundsätzlich immer. Ich hatte komplett Privatunterricht, weil im November nicht viele Schüler in der Sprachschule waren. Ich hätte es aber auch nicht schlecht gefunden, in der Gruppe zu lernen, denn so hätte ich mehr Reflexionszeit gehabt und hätte auch anhand der Aussprachfehler der anderen und deren Fragen lernen können. So hatte ich immer 100% Aufmerksamkeit zu geben. Das war wirklich anstrengend. Fazit: Kleingruppenunterricht schadet nicht. Wer jedoch Energie und die Mittel hat, kann aber gleich privat lernen. Andere Studenten, die länger da waren, sagten ganz klar, dass sie umso mehr gelernt hatten, je weniger Leute in der Gruppe waren.
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Kosten (Stand Dez. 2013)
Gruppenkurs: Generell gilt das Mengenrabatt-System. Je nach Gesamtzahl der gebuchten Stunden kostet eine Kursstunde 6-9 Euro pro Stunde bei Gruppengrößen von zwei bis acht Teilnehmern.
Einzelunterricht: Auch hier gibt es satte Rabatte. der Stundenpreis liegt bei 13-17 Euro.
Intensiv-Programm: Über Hutong kann man auch komplette Sprachreisen buchen. Von zwei Wochen bis ein Jahr ist alles möglich von Unterrichtsmaterial bis Kulturprogramm – mit Wunsch ist sogar die Unterkunft enthalten.
Alle Preise gibt es auf dieser Seite (auf deutsch): http://www.hutong-school.com/de/preise
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Wie lange?
Das hängt natürlich stark von deinem Ziel ab.
Mein Lehrer Chris, der zehn Jahre Erfahrung hat, meint, man bräuchte vier Monate jeweils zwei Stunden am Tag / zehn Stunden in der Woche, um jeweils die beiden Grundlagenbücher fürs Sprechen und nochmal dasselbe, um die Schriftzeichen durchzunehmen. Dann vergessen die Schüler natürlich wieder einiges, sodass fünf bis sechs Monate für ein gutes Niveau realistischer und wohl notwendig wären, wenn man z. B. hier studieren wöllte.
Nach diesen vier bis sechs Monaten Lese-/Schreibunterricht beherrscht man ungefähr 900 chinesische Schriftzeichen. Um eine Zeitung zu lesen und zu verstehen, braucht man ca. 2000, sagen verschiedene Experten. Die gute Nachricht jedoch ist, dass chinesischer Texte zu 70% aus nur 400 der häufigsten Schriftzeichen bestehen. Nur 100 chinesische Schriftzeichen machen ca. 50% der Texte aus. Um sich also etwas orientieren zu können und nicht aus Versehen Fleischnahrung als Vegetarier zu kaufen, würden also bereits zwei bis vier Wochen Schriftzeichen-Training helfen.
– Eine Liste der wichtigsten Wörter findest du hier: http://www.learnchineseez.com/read-write/simplified/index.php
Um im Alltag klarzukommen, reichen jedoch schon wenige Brocken und ein paar chinesische Kollegen, die Adressen in Schriftzeichen aufschreiben können. Ich kenne viele Manager, die einmal in der Woche eine Stunde Privatunterricht nehmen. Das ist zwar viel zu wenig, aber besser als gar nichts. Ich würde da eher zwei Stunden empfehlen, wenn man es sich leisten kann, denn viele finden nicht die Zeit und Muße zu wiederholen und da kann ein „Personal Trainer“ nicht schaden.
Ich habe drei Wochen gebucht. Mein Ziel war ist, die Sprache zu verstehen und zu schauen, wie weit ich in dieser Zeit komme. Nun habe ich gerade zwei Wochen hinter mir und ich bin erstaunt, welche Fortschritte ich bereits gemacht habe. Dennoch glaube ich, dass mir die dritte Woche noch sehr helfen wird.
Hier noch ein paar Beobachtungen:
- Die ersten drei Tage waren bei den Schriftzeichen am intensivsten. Ich habe ca. 80 chinesische Schriftzeichen in den zwei Tagen erklärt bekommen, konnte am dritten Tag mein erstes Wort, am vierten meinen ersten Satz schreiben und am fünften bereits einen kleinen Text übersetzen. Für einen ersten Eindruck und Spaß an der Sprache hätte das gereicht. Ab der zweiten Woche wurde es dann komplizierter und anstrengender. Hilfreich zum Weiterlernen sind: chineasy.org/ und die App „Skitter“.
- Ich brauchte genau acht Tage, bis ich den ersten großen mentalen Durchbruch hatte. Damit meine ich, dass ich das Gefühl hatte, die Wörter besser unterscheiden und aussprechen zu können und so, dass sie auch in geschriebene Form vor mein inneres Auge traten.
- Nach zwei Wochen hatte ich 200 Wörter im Sprachkurs gelernt und konnte auch ca. 150 von denen aktiv erkennen und selbst wiedergeben. Bei den Schriftzeichen waren es ca. 150 behandelte und ca. 120, die ich wiedererkennen bzw. selbst schreiben konnte.
Kategorie: Sprachen lernen | Artikel von Dr. Martin Krengel | am 12.12.2013
1 Kommentar für "Chinesisch Lernen in Beijing, Shanghai oder Brüssel"
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Sehr interessanter und ausführlicher Artikel! Lerne auch gerade Chinesisch und konnte einige Muster im Lernprozess wiedererkennen.
So eine Sprachschule ist schon eine super Sache, vor allem weil man das Wissen direkt im Alltag anwenden kann.